Lasst uns Zeit... Montessori-Pädagogik à la Hans Elsner

Regie

Jean Christopher Burger

Kamera

Hannes Rauchberger

Produktion

J.C. Burger Filmproduktion, Köln

Herstellungsjahr

1993

Dauer

30 Minuten

Bezugsquelle

www.burgerfilm.de

 

Dieser Film stellt die Grundprinzipien der Montessori-Pädagogik aus einem persönlichen, außerordentlich kompetenten Blickwinkel dar. Wie dem Titel zu entnehmen ist, geht es um die Sicht Hans Elsners, der wohl zu den "Pionieren" der Montessori-Pädagogik in Deutschland gezählt werden darf. Durch die Untermalung mit verträumter Klaviermusik, durch ruhige Kameraeinstellungen sowie unaufdringlich gesprochene Kommentare wirkt dieser Film wie eine persönliche Retrospektive, deren poetisch-narrativer Charakter ihn von anderen Filmbeiträgen zur Montessori-Pädagogik auf erfrischende Weise abhebt.

 

Eingangs kehrt Hans Elsner mit dem Auto an den Ort seiner ersten Gehversuche als Lehrer zurück. Er erzählt, wie er damals mit Hilfe seiner Säge alte Schulbänke in kleine bewegliche Tische zerlegte, die ihm für einen Unterricht nach Montessori-Prinzipien angemessener erschienen. Bereits in den 50er Jahren gründete er in Köln seine Montessori-Schule "ohne Klingel", deren Räumlichkeiten auch den Hauptdrehort des Films darstellen.

 

Zwischen ruhigen Bildern aus der Montessori-Schule in der Kölner Gilbachstraße erläutert Elsner, inmitten seiner Schüler, die pädagogischen Ziele und Prinzipien Maria Montessoris. Zu sehen ist dabei etwa der flexible Unterrichtsbeginn am Morgen, der Bau eines hölzernen Modell-Torbogens und die Überprüfung seiner Belastbarkeit durch die Kinder, eine Einführung der Sandpapierbuchstaben, ferner die Arbeit mit den geometrischen Einsätzen, der Satzanalyse und dem Geologie-Baukasten.

 

Ausgehend von der vielzitierten Bitte des Kindes "Hilf mir es selbst zu tun", schildert Elsner ausführlich Stellung und Aufgaben eines Montessori-Pädagogen und kennzeichnet insbesondere seine Rolle als Lernpartner, Helfer und Anreger des Kindes. Entscheidend sei es, die Klasse mit interessanten Arbeitsmaterialien für die Hand der Schüler zu füllen. Zu diesem Zwecke muß der Lehrer, wie Elsner an der Werkbank eindrücklich demonstriert, auch selber einmal Hand anlegen und sich handwerklich betätigen. Vor allem aber sei der Montessori-Pädagoge dem einzelnen Kind sehr nahe und begleite intensiv seine Entwicklung. Am bekannten Beispiel des von Montessori beobachteten Mädchens, welches versunken mit den Einsatzzylindern arbeitet, erläutert Elsner schließlich das Phänomen der Polarisation der Aufmerksamkeit und die Bedeutung des Materials als "Schlüssel zur Welt". Am Rosa Turm verdeutlicht er exemplarisch, wie das Material dem Kind dabei hilft, in der Umwelt gemachte Erfahrungen und Eindrücke zu klären und zu verarbeiten.

 

Abschließend beantwortet Hans Elsner die Frage, ob Montessori-Kinder es auf weiterführenden Schulen schwerer haben als andere, mit einer Gegenfrage: "Haben Montessori-Kinder es später leichter, weil sie gelernt haben, selbständig zu arbeiten?" Überzeugend stellt er fest, daß sich Montessori-Schüler wirklich in Ruhe auf ihre Aufgaben einlassen und sich ihnen nach eigenem Lerntempo hingeben dürfen. Und dies, so eine zentrale Aussage dieses Films, sei vermutlich das Schlimmste an der Sekundarschule: Nie eine Arbeit wirklich beenden zu dürfen, eine beklagenswerte Erziehung zur Flüchtigkeit.

 

"Laßt uns Zeit … Montessori-Pädagogik à la Hans Elsner" stellt eine ansprechende Einführung in die Erziehungskonzeption Maria Montessoris dar. Der vergleichbaren Filmbeiträgen eigenen sachlich-distanzierten Betrachtungsweise setzt dieser Film die persönliche Note eines erfahrenen Montessori-Pädagogen entgegen, dessen engagierte Parteinahme für das Kind in jeder Sequenz des Films spürbar ist.

 

(Michael Klein-Landeck)

Literatur

Elsner, Hans: Lernszenen aus einer Montessori-Grundschule, in: Ludwig, Harald (Hrsg.): Erziehen mit Maria Montessori. Ein reformpädagogisches Konzept in der Praxis, 2. Aufl. Freiburg 1998, S.83-87

Elsner, Hans: Jeder hat das Recht, er selbst zu sein, in: Oswald, Paul/ Schulz-Benesch, Günter (Hrsg.): Grundgedanken der Montessori-Pädagogik, 14. Aufl. Freiburg 1996, S.139-150

Elsner, Hans: Lernszenen aus einer Montessori-Grundschule, in: Ludwig, Harald (Hrsg.): Erziehen mit Maria Montessori. Ein reformpädagogisches Konzept in der Praxis, 2. Aufl. Freiburg 1998, S.83-87

 

Elsner, Hans: Jeder hat das Recht, er selbst zu sein, in: Oswald, Paul/ Schulz-Benesch, Günter (Hrsg.): Grundgedanken der Montessori-Pädagogik, 14. Aufl. Freiburg 1996, S.139-150

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