Freiarbeit an einer Montessorischule

Aus der Reihe: Reformschulen in der BRD

Institut für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht (FWU)

Universität GH Siegen

Henning Schüler/Will Lütgert

Jürgen Halfar

1983

16 Minuten

Bei diesem Filmbeitrag handelt es sich um Standbilder mit gesprochenen Kommentaren. Im Zentrum steht die Montessori-Schule der Aktion Sonnenschein in München.

Die ersten Bilder zeigen die Schüler der Münchener Montessori-Grundschule bei der Freiarbeit. Zur Erläuterung des Prinzips der Wahlfreiheit führt der Sprecher ein Zitat Montessoris an, in welchem sich die Pädagogin für die Förderung der kindlichen Persönlichkeit im Rahmen einer sorgfältig vorbereiteten Umgebung ausspricht. Nachfolgend werden vier thematische Schwerpunkte entfaltet:

1. Einzelarbeit

2. Gruppenarbeit

3. Integration/Differenzierung

4. Erzieherrolle

1. Am Beispiel dreier Kinder wird verdeutlicht, daß Schüler in der Freiarbeit individuell gewählte Aufgaben bearbeiten. In der Regel kommen sie morgens bereits mit konkreten Arbeitsvorhaben zur Schule, aber der Lehrer kann auch Anregungen geben. In diesem Kontext werden die Anforderungskriterien an didaktisches Material sowie seine pädagogisch-didaktische Funktion erläutert. Entgegen der Kritik an der angeblichen Starrheit des Montessori-Materials wird in aller Deutlichkeit dessen Bedeutung für die Förderung der kindlichen Selbständigkeit herausgestellt.

2. Konzentrierte Einzelarbeit mit didaktischem Material ist eine zentrale Dimension der Montessori-Pädagogik. Der Film weist jedoch darauf hin, daß auch der Gruppenarbeit eine bedeutsame Rolle zu-kommt: Drei Schülerinnen führen gemeinsam mit Hilfe von Auftragskarte, Streichholz und Papier einen kleinen physikalischen Versuch durch. Bei dieser Form selbsttätiger Arbeit werden, so der Kommentar, kognitives und soziales Lernen miteinander verknüpft.

3. Ein zukünftiger Gymnasiast und ein lernbeeinträchtigter Schüler arbeiten zusammen mit den geometrischen Körpern. Durch gegenseitige Hilfe und Belehrung erfahren beide eine intensive Förderung. Ihre Lehrerin schildert, inwieweit behinderte und nicht behinderte Kinder vom integrativen Unterricht profitieren (können). Insbesondere die im Montessori-Material enthaltenen Differenzierungsmöglichkeiten, so führt sie aus, begünstigen das Gelingen integrativen Unterrichts.

4. Der vierte und letzte Aspekt wird durch das bekannte Wort Maria Montessoris eingeleitet, demzufolge der Lehrer passiv werden muß, damit das Kind aktiv werden kann. Ein Münchener Montessori-Lehrer beschreibt Stellenwert und Vorzüge der Montessori-Diplomkurse und vergleicht die Lehreraktivitäten in der Freiarbeit mit denen im Klassenunterricht: Als besondere Anforderungen an den Montessori-Pädagogen nennt er vor allem die Fähigkeit, sich stets flexibel auf unterschiedliche Themen und Menschen einstellen zu können. Er muß imstande sein, einem Kind Aufmerksamkeit zu schenken, ohne die ganze Klasse aus dem Blick zu verlieren. Desweiteren obliegen ihm die mitunter zeitaufwendige Gestaltung und ständige Pflege einer anregungsreichen Lernumgebung.

Wegen der Kürze dieses Filmes können die genannten Gesichtspunkte lediglich angerissen, jedoch nicht vertiefend behandelt werden. Aus diesem Grunde wird das Profil der Münchener Montessori-Schule nur im Ansatz deutlich. Als Ergänzung bietet sich daher der Film "Helfen und sich helfen lassen. Ein Integrationsmodell" (vgl. Film 11) an.

(Michael Klein-Landeck)

Hellbrügge, Theodor: Unser Montessori-Modell, Frankfurt/M. 1984

Hellbrügge, Theodor/ Montessori, Mario (Hrsg.): Die Montessori-Pädagogik und das behinderte Kind. Referate und Ergebnisse des 18.Internationalen Montessori-Kongresses (München 4.-8.Juli 1977), München 1978