Zentrum für Fernstudienentwicklung der Fernuniversität Hagen
Diana Ann HutchinsonDiana Ann Hutchinson
Klaus Peter Sternschulte
1991
60 Minuten
Fernuniversität Hagen, Feithstr. 140, 58079 Hagen
Ausgangspunkt ist die Frage, wie der reformpädagogische Ansatz Maria Montessoris den Lehrkräften einer Regelschule vermittelt werden kann. K.H. Dickopp von der Fernuniversität Hagen wählt für die kollegiumsinterne Fortbildungsveranstaltung folgende Strategie, die sich in der Struktur des Filmbeitrages niederschlägt:
1. Theoretische Einführung (ca.13 Filmminuten),
2. Unterrichtshospitation (ca.19’) und
3. Abschlußdiskussion (ca.18’).
1. K.H. Dickopp führt ein Soester Grundschulkollegium in die anthropologischen Grundlagen und unterrichtsmethodischen Prinzipien der Montessori-Pädagogik ein. Sein Vortrag behandelt Montessoris personales Erziehungsverständnis, ihr Bild vom Kind, die Theorie der Sensiblen Phasen sowie die Funktion der Vorbereiteten Umgebung und des didaktischen Materials als bedeutsamen Hilfen zur Selbsterziehung des jungen Menschen. Radikal müsse jeder Montessori-Lehrer sein persönliches Rollenverständnis hinterfragen, denn im Sinne Montessoris gelte es, die individuelle Persönlichkeitsentwicklung des Kindes zum Ausgangspunkt aller pädagogischen Bemühungen zu machen, ohne dabei jedoch die objektiven kulturellen Anforderungen auszublenden. Zu seinen Grundaufgaben gehöre die intensive entwicklungspsychologische und methodisch-didaktische Vorbereitung.
2. Das Kollegium hospitiert an einer Leverkusener Montessorischule. Pädagogisch-didaktische Prinzipien und der zentrale Stellenwert des Materials in der Montessori-Pädagogik werden nun in einer Freiarbeitsphase anschaulich erfahren. Positiv ist anzumerken, daß in dieser Filmsequenz auch der schuleigene Garten mit seinen vielfältigen, attraktiven Lernangeboten zum Studium der Natur als Vorbereitete Umgebung im Sinne Montessoris aufgefaßt wird. Die prinzipielle Zurückhaltung der Lehrerin soll nachfolgend am Beispiel einer Einführungslektion demonstriert werden, die das Kind schließlich, so der Kommentar, in das „autonome Arbeiten“ entläßt. Leider zeigt der etwa siebenminütige Ausschnitt eine stark gelenkte Schülerin, die zwar individuell unterrichtet wird, jedoch nicht wirklich frei arbeitet.
3. Im gemeinsamen Auswertungsgespräch wird deutlich, daß das Erleben einer gelungenen Freiarbeitspraxis die Vorbehalte und Bedenken auf seiten des Soester Kollegiums weitgehend zerstreut hat. Dies betrifft vor allem Zweifel an der Selbststeuerungsfähigkeit von Kindern und ihrer Leistungsbereitschaft in einer Atmosphäre der Freiheit. Die Lehrerinnen zeigen sich insbesondere von der Ruhe, Disziplin, Selbständigkeit, Hilfsbereitschaft und gegenseitigen Rücksichtnahme der Schüler beeindruckt. Nach einem regen Erfahrungsaustausch werden abschließend Veränderungen diskutiert, die mit der Einführung von Montessori-Prinzipien an einer Regelschule verbunden sein können: Die andere Art der Unterrichtsvorbereitung, die Notwendigkeit der genauen Beobachtung der Lernentwicklung jedes Kindes, der erhöhte Zeitaufwand für die Herstellung von Arbeitsmitteln, die vielseitige Beanspruchung und erforderliche Flexibilität in der Freiarbeit und — vor allem — das grundlegende Vertrauen in die kindliche Selbstbildungskraft.
Die lebendige Präsentation solcher Überlegungen aus der Sicht von Lehrkräften einer Regelschule regt zum Nachdenken an und macht somit den letzten Teil dieses Filmbeitrages besonders sehenswert.
(Michael Klein-Landeck)
Holtstiege, Hildegard: Erzieher in der Montessori-Pädagogik, Freiburg 1991Holtstiege, Hildegard: Erzieher in der Montessori-Pädagogik, Freiburg 1991