(Auszug aus "Profil der Montessori-Pädagogik und ihrer Einrichtungen", erarbeitet von Prof. Dr. Hans-Dietrich Raapke, Universität Oldenburg und der Fachgruppe "Theorie" der Dozentenkonferenz der deutschen Montessori-Vereinigung e.V., Stand 2003)
Die „Schule des Kindes“ ist nicht die Schule für das Kind. Die Kinder dieser Stufe sind nach Montessori ebenso wie nach Kenntnis heutiger Entwicklungspsychologen besonders wissbegierig; ihre „hungrige Intelligenz“ brauche reichlich „Futter“. Sie wollen alles wissen über diese Welt, und sie sind nun in der Lage, sich jenseits ihrer konkreten Wahrnehmung zusammenhängende Vorstellungsbilder von der Welt und ihren Teilen zu schaffen. Die Intelligenzentwicklung geht in diesem Alter somit im wesentlichen zwei Wege: Zur Abstraktionsfähigkeit und zur Einbildungs- / Vorstellungskraft. Hier wird „der Keim zur Wissenschaft“ gelegt. Oft werden nach Montessoris Auffassung die Kinder dieses Alters jedoch unterfordert oder falsch gefordert.
Im Vordergrund steht in dieser Stufe der Erwerb solider Basiskompetenzen im Lesen, Schreiben und in der Mathematik sowie in der naturwissenschaftlichen, kulturellen, sozialen und politischen Elementarbildung. Als Leitidee für die Schule des Kindes in dieser Entwicklungsstufe gilt nach Montessori die „Kosmische Erziehung“. Der Begriff ist in der Fachsprache weithin unbekannt. Bei der „Kosmischen Erziehung“ geht es
Von daher ist die Kosmische Erziehung — trotz vieler inhaltlicher Gemeinsamkeiten — nicht identisch mit dem Sachunterricht in der Grundschule. Jedoch ist die Nähe zu den heutigen Vorstellungen der Ökologie-Bewegung unverkennbar; Montessori hat im Kontext der Kosmischen Erziehung selbst den Ökologie-Begriff verwendet. (vgl. Montessori, Maria: "Kosmische Erziehung", 5. Auflage, Freiburg 2002; vgl. Eckert, Ela: Maria und Mario Montessoris Kosmische Erziehung — Vision und Konkretion, Bad Heilbrunn 2001; Fischer, R. / Klein-Landeck, M./ Ludwig, H. (Hg.): Die "Kosmische Erziehung" Maria Montessoris, Reihe Impulse der Reformpädagogik Bd.2, Münster 1999).
In der Praxis müssen oft Kompromisse geschlossen werden. Insbesondere müssen Montessori-Schulen sich curricular insoweit dem Regelschulwesen anpassen, dass für die Schülerinnen und Schüler jederzeit ein Übergang zu einer Regelschule möglich ist.
Didaktik:
Die „Schule des Kindes“ soll mit einem großen, weit gefächerten Angebot auf den Wissensdurst sowie die Forscher- und Abenteuerneugier der Kinder eingehen. Die Kinder sollen ihren geistigen, sozialen und kulturellen Aktionsradius erweitern können. Mit der Ausweitung des Weltbildes soll der Übergang zur Abstraktion vollzogen werden können. In der vorbereiteten Umgebung — modern: der Lernkultur — der Schule wie in den Schritten nach draußen kann soziales und moralisches Bewusstsein entstehen und mit der besonderen Sensibilität dieses Alters für Gerechtigkeit können Kinder die Fähigkeit entwickeln, eigenes und fremdes Handeln zu beurteilen.
(Zur Grundschulpädagogik Montessoris vgl. Stein, Barbara: Theorie und Praxis der Montessori-Grundschule, Freiburg 1998 sowie neuerdings: Ludwig, Harald: Montessori-Schulen und ihre Didaktik, Baltmannsweiler 2003)