Bereits Prof. Dr. Schulz-Benesch hatte intensive Arbeitskontakte zu polnischen Montessori-Pädagogen. So betreute er die Dissertation der polnischen Montessori-Pädagogin Ewa Łatacz aus Łódź, die 1996 in Polen als Buch veröffentlicht wurde.[1] Zusammen mit Frau Łatacz entdeckte Schulz-Benesch den unbekannten Montessori-Text „Il mistico dramma – Das mystische Drama“, den er in deutscher Übersetzung 1995 veröffentlichte.[2] Er wirkte auch als Dozent beim ersten Montessori-Kurs in Polen nach dem 2. Weltkrieg zu Beginn der 1990er Jahre mit. Frühe Kontakte nach Polen gab es damals auch durch die Kölner Montessori-Pädagogen Hans Elsner und Hildegard Amelunxen.[3] Dabei spielte die Blindenschule in Laski (bei Warschau) unter Leitung von Prof. Józef Placha eine wichtige Rolle.[4]
Die Arbeitskontakte des Montessori-Zentrums an der Universität Münster zu Polen nahmen seit dem Jahr 1993 zu, als sich Frau Dr. Miksza, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Łódź, zu einem Studienaufenthalt am Montessori-Zentrum in Münster aufhielt.
Frau Dr. Miksza ist heute Vorsitzende der 1994 gegründeten Polnischen Montessori-Gesellschaft und war viele Jahre im Vorstand von Montessori Europe tätig. Die Polnische Montessori-Gesellschaft bedankte sich aus Anlass ihres 10jährigen Bestehens im Jahr 2004 für die durch das Montessori-Zentrum der WWU erwiesene Unterstützung mit einer offiziellen Urkunde.
Im Jahr 1995 hatte Prof. Ludwig mit einem Montessori-Vortrag an einem internationalen Kongress zur Alternativen Pädagogik in Łódź mitgewirkt. Der Kongress wurde geleitet von PD Dr. Boguslaw Šliwerski, später Inhaber eines Lehrstuhls für Erziehungstheorie und Alternative Pädagogik. Prof. Šliwerski und Frau Dr. Miksza nahmen 1996/97 an der internationalen Ringvorlesung in Münster teil.[5] Im Jahr 1998 war Prof. Ludwig zu einer Vortragsreise und zu Visitationen von Montessori-Einrichtungen in Łódź, Warschau und Breslau (Wroclaw).
Frau Prof. Holtstiege reiste mehrmals zu Vorträgen und Ausbildungs-kursen nach Polen, die u. a. in der von Jaçek Dabrowski geleiteten Akademie Hedwig in Morawa (bei Breslau/Wrocław), organisiert wurden. Dort wurde im Sommersemester 2000 von Prof. Ludwig und Dr. Reinhard Fischer auch ein Seminar zur Pädagogik Maria Montessoris und des polnischen Reformers Janusz Korczaks (1878-1942) mit Studierenden der Universitäten Münster und Breslau durchgeführt, an dem sich auch Prof. Śliwerski mit einem Vortrag beteiligte.[6]
Ein weiterer internationaler Kongress zur Reformpädagogik fand im Jahr 2001 statt unter Leitung von Prof. Śliwerski und Mitwirkung von Prof. Ludwig, der über Montessoris „Erfahrungsschule des sozialen Lebens“ referierte.[7] Seitdem kam es auch zu intensiveren Kontakten mit der Universität in Lublin, vor allem mit Prof. Ryszard Kucha und Dr. Beata Bednarczuk.[8] Im November 2002 wurde in Łódź eine Tagung von Montessori Europe unter Beteiligung von Mün-steraner Montessori-Wissenschaftlern durchgeführt. Prof. Ludwig veröffent-lichte einige Beiträge in Kongressbänden und anderen polnischen Publika-tionen, polnische Autoren wie Małgorzata Miksza und Boguslaw Śliwerski in entsprechenden deutschen Schriften.
2009 wurde der jährliche Kongress von Montessori Europe in Krakau zum Thema „Every Child is Special. Montessori and Inclusion“ veranstaltet. Er stand unter der Schirmherrschaft des Kinderarztes und Pädagogen Prof Dr. Dr. h. c. mult. Theodor Hellbrügge (1919-2014), der die inklusive Erziehung behin-derter und nicht behinderter Kinder in Verbindung mit der Montessori-Päd-agogik begründet hatte. Auch an diesen Kongressen nahmen Prof. Ludwig und weitere deutsche Montessori-Pädagogen teil.
2014 wurde zum 20jährigen Bestehen der Polnischen Montessori-Gesell-schaft ein Jubiläumskongress in Łódź organisiert, bei dem Harald Ludwig einen Hauptvortrag zum Thema „Montessori-Pädagogik im 21. Jahrhundert“ hielt. Schließlich widmete sich der Kongress von Montessori Europe im Oktober 2015 in Lublin, an dem ebenfalls Montessori-Pädagogen der Universität Münster mitwirkten, der Thematik „Montessori Education: The Child’s Development in the Social Environment“.
[1] Łatacz, Ewa: Die Rezeption der pädagogischen Theorie von Maria Montessori in Polen in den Jahren 1912-1939, Diss. Universität Łódź 1993 (private deutsche Übersetzung); Recepcja teorii pedagogicznej Marii Montessori w Polsce do roku 1939, Łódź 1996. Siehe auch Łatacz 1998.
[2] Montessori, Maria: Gott und das Kind, Kleine Schriften Bd. 4, Freiburg, 1995.
[3] Vgl. Amelunxen, Hildegard: „Pascale, wir fahr’n nach Łódź“, in: Montessori-Werkbrief 25, H. 3,1987.
[4] Vgl. Placha, Jósef: Unterwegs in der gemeinsamen Sorge um das Kind – Parallelen in den pädagogischen Grundannahmen von Maria Montessori und Roza Czacka, in: Ludwig, H./ Fischer, Ch./ Fischer, R. (Hrsg.) 2003.
[5] Siehe Miksza, Małgorzata: Die Entwicklung der Montessori-Pädagogik in Polen seit 1990,in: Ludwig, H. (Hrsg.) 1999; Šliwerski, Boguslav: Gegenwärtige Reformpädagogik in Polen, in: Ludwig, H. (Hrsg.)1999.
[6] Śliwerski, Boguslaw: Lass mich an mir selbst arbeiten! – Janusz Korczak und Maria Montessori, in: Montessori 39, H. 1, 2001.
[7] Vgl. Ludwig, Harald (2001c): Montessoris „Erfahrungsschule des sozialen Lebens“. Zu Theorie und Praxis der Sekundarschule in der Montessori-Pädagogik (polnisch), in: Śliwerski, Boguslaw (Ed.): Nowe konteksty (dla) edukacji alternatywnej XXI wieku (= Neue Kontexte alternativer Bildung im 21. Jahrhundert), Katedra Teorii Wychowania Uniwersytetu Łódzkiego, Kraków 2001.
[8] Bednarczuk, Beata: Montessori-Pädagogik in Lublin. Mögen die Kinder in Lublin ihre Schule? In: Montessori 42, Heft 1-2, 2004.
Prof. Dr. habil. Boguslaw Śliwerski, Christliche Theologische Aka-demie Warschau, Erziehungswissenschaftliche Fakultät, sowie Maria Grzegor-zewska Akademie für Sonderpädagogik, E-Mail: boguslawsliwerski@gmail. com, Blog: www.sliwerski-pedagog.blogspot.com,
Dr. Małgorzata Miksza, Polskie Stowarzyszenie Montessori, ul. Jaracza 68, PL-90-251 Łódź, Tel. 0048-42-631-98-49 und 633-35-47, Fax: 0048-42-684-0507, E-Mail: gosiamiksza@o2.pl
Prof. Dr. habil. Ryszard Kucha, Maria-Curie-Skłodowska-Universität, Fakultät für Pädagogik und Psychologie, Institut für Erziehungswissenschaft, Naturow-cza 12, PL - 20-004 Lublin, E-Mail: rkucha@pedagog.umcs.lublin.pl